
Zum ersten Mal waren die Stachel ganz zufällig bei den Pflegearbeiten in dem Paludarum mit den großblättrigen Arten entdeckt. Unter anderem wuchs darin auch Anubias heterophylla. Die Blattstiele dieser Pflanze waren dicht mit kleinen Stacheln bedeckt. Dabei waren diese so scharf, dass man sich an ihnen leicht blutig verletzen konnte. Späterhin zeigte die Untersuchung großer Stauden von über 30 Arten und Sorten, dass solche Gebilde bei Anubias afzelii, A. gilletii, A. heterophylla «Spathulata», A. «Frazeri» и A. barteri var.caladiifolia «Variegated» zu finden sind. Es sei ausdrücklich betont, dass nur adulte Exemplare (2-3-jährige Pflanzen im Palludarium) mit solchen Stacheln “bewaffnet” waren. In der Regel sitzen sie den ganzen Blattstiel entlang, aber die meisten von ihnen befinden sich in seinem unteren Teil. Die Blattstiele junger Pflanzen sind hingegen glatt.
Stachel von A. heterophylla 'Spathulata'
In der gängigen Fachliteratur gibt es fast keine Hinweise auf das Vorhandensein der Anubias-Stachel. Christel Kasselman nennt in ihrem “DATZ-Atlas Aquarienpflanzen” nur drei Arten, die sie besizten: Anubias gilletii, A.hastifolia und A. pynaertii. Auch Josef Bogner schreibt in dem 4. Band der Enzyklopädie «The Families and Genera of Vascular Plants» (2006) über die Stachel, jedoch ohne Auflistung der Arten. Die Information über die Rolle solcher Stachel bei Anubias fehlt.
Die biologische Bedeutung der Stachel und Dornen besteht gewöhnlich in dem Schutz vor Fressfeinden oder in der Reduzierung der Ausdünstung (bei den Pflanzen aus niederschlagsarmen Regionen). Unserer Meinung nach erfüllen die Anubias-Stachel die erste Funktion: Sie schützen die Pflanzen vor grassfressenden Tieren. Wir wissen zwar nicht, ob Anubias die Futterbasis für die Säugetiere in ihrem Verbreitungsgebiet bilden. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass diese aroiden Gewächse einen leckeren Bissen für Blattläuse darstellen. Das zeugt undirekt davon, dass die Gewebe der Pflanzen wahrscheinlich keine hochtoxischen Substanzen enthalten und ihre Blätter im Gegensatz zu solchen Aracea-Vertretern wie Aglaonema oder Dieffenbachia essbar sein können. Daraus lässt sich eine Schlussfolgerung ziehen, dass die Stachel der Anubias ein Merkmal der Zoophobie sind.
Die von uns entdeckten Stachel sind ein bisschen nach unten gebogen und erinnern an die Stachel von Rosen. In diesem Zusammenhang vermuten wir, dass sie sich an andere Pflanzen klammern können, was bei der Konkurrenz um das Sonnenlicht in den dichten tropischen Wäldern einen zusätzlichen Vorteil bietet. Diese Erklärung scheint uns besonders plausibel zu sein.
Blattstiele von A. afzelii
Anubias ist eine der geheimnisvollsten Pflanzen unserer Aquarien und wir sind uns sicher, dass sie noch für viele Überraschungen sorgen werden.
Autoren dieses Beitrages: Dmitry Loginov und Sergey Gerasimov.
Der Originalbeitrag erschien in dem russischen Magazin “Aquarium”: “Schypy u anubiasow”, Aquarium, 2009, № 3.
Übersetzt aus dem Russischen: Alexander Grigorov.
Fotos: Vladislav Elbakyan, Dmitry Loginov und Sergey Gerasimov
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